Lesung, Sonstiges
»Mit uns zieht die neue Zeit« – Zeitkritik und revolutionäres Zeitempfinden
- Wann:
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Donnerstag, 02.11.202318.00 Uhr - 19.30 UhrEinlass: 17.30 Uhr
- Preis:
- frei
- Veranstalter:
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Weimarer Rendez-vous mit der Geschichte
Telefon: 01626863910 - Wo:
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Tivoli Gedenkstätte
Am Tivoli 3
99867 Gotha - Link:
- weimarer-rendezvous.de
Podium im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe »Das Weimarer Rendez-vous zu Gast in…«
1914 entstand das bekannte Arbeiterlied »Wann wir schreiten Seit› an Seit›«, in der verheißungsvoll von der »neuen Zeit« gekündet wurde. Doch worin würde die eigentlich bestehen? So unklar das oftmals blieb: in einem war man sich sicher: Nur die organisierte Arbeiterschaft würde sie herbeiführen. Diese Vorstellung lag tief im Selbstverständnis der frühen Arbeiterbewegung begründet, seit Karl Marx ihr die weltanschaulichen Grundlagen auf den Weg gegeben hatte. Das Proletariat als »Lokomotive der Geschichte« sei dazu berufen, den gesellschaftlichen Fortschritt voran zu bringen, und zwar mit revolutionären Mitteln.
Die Gesellschaftskritik der frühen Arbeiterbewegung ist daher reich an Zeitmetaphern. Hinzu kommt, dass der Faktor »Zeit« in ihrer Analyse des Kapitalismus eine zentrale Rolle spielte. Der Kampf um die Reduktion der Arbeitszeit, beispielsweise die Forderung nach dem 8–Stunden-Tag, war daher ein Teil des Ringens um die ‚neue Zeit›. In den Diskussionen um »Zeitwohlstand« und eine 4–Tage-Woche setzen sich diese Auseinandersetzungen sogar bis heute fort, wenn auch in milderer Form.
Wo könnte man besser über revolutionäres Zeitempfinden damals (und heute?) diskutieren als im Gothaer Tivoli, einem der zentralen Orte der organisierten Arbeiterbewegung? Wieso war es gerade hier, dass der Wandel des Zeitempfindens im Kapitalismus und die Parteigründungen der Sozialdemokratie zusammenfielen? Darüber möchten mit Ihnen diskutieren:
Prof. Dr. Werner Greiling ist Vorsitzender der Historischen Kommission für Thüringen und hat neben vielem anderem auch zur Geschichte des Kalenderwesens geforscht.
Knut Kreuch ist Oberbürgermeister von Gotha und betont die Bedeutung der Arbeitergeschichte als Teil der Stadtgeschichte.
Prof. Dr. Thomas Kroll ist Professor für Westeuropäische Geschichte an der FSU Jena und erforscht unter anderem die Sozial- und Ideengeschichte der Arbeiterbewegung.
Moderation:
Judy Slivi ist bei »Arbeit und Leben Thüringen« tätig und eine exzellente Kennerin der Gothaer Stadtgeschichte.