Vortrag
Vortrag von Prof. Dr. Robert Seidel (Frankfurt)
- Wann:
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Donnerstag, 11.04.202417.15 Uhr - 19.00 UhrEinlass: 16.45 Uhr
- Preis:
- frei
- Veranstalter:
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Forschungszentrum Gotha
Telefon: 0361 737 1712 - Wo:
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Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt
Schloßberg 2
99867 Gotha - Link:
- www.uni-erfurt.de
Das ironische Enkomion ist ein Text in Versen oder in Prosa, der einen Gegenstand – lebendig oder unbelebt, konkret oder abstrakt – in positiver Weise würdigt, obwohl dieser nach allgemein verbreiteter Ansicht unbedeutend, lächerlich oder schädlich ist. Dieses ‘Lob’ ist insofern ironisch, als es zumindest teilweise im gegenteiligen Sinne verstanden werden soll. Keine Rolle spielt es, ob die Textinstanz in eigener Sache argumentiert, wie etwa Erasmus in seinem berühmten Lob der Torheit, oder mit Blick auf ein Objekt.
An antike Vorbilder anschließend verbreitete sich das Genre zur Zeit des Humanismus in weiten Teilen Europas und wurde sowohl im Lateinischen wie auch in den Volkssprachen zur geistreichen Unterhaltung, aber auch zur satirischen Kritik an Unzulänglichkeiten der jeweiligen Zeitgenossen eingesetzt. Da Spott und Kritik in der Regel indirekt vorgetragen wurden, ist eine genaue Analyse der einzelnen Texte erforderlich. Der Vortrag beschränkt sich auf lateinische Vertreter der Gattung. Nach einigen theoretischen Bemerkungen und einem Blick auf Caspar Dornaus Amphitheatrum, ein voluminöses Sammelwerk aus dem frühen 17. Jahrhundert, werden die Einsatzmöglichkeiten des ironischen Enkomions an Fallbeispielen erläutert.
Prof. Dr. Robert Seidel ist seit 2003 Professor für Neuere deutsche Literatur an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der deutschen und lateinischen Literatur der Frühen Neuzeit. Zuletzt erschien eine dreibändige Edition der Korrespondenz von Nicodemus Frischlin (1547–1590).
Der Gastvortrag ist Teil des Sommerprogramms 2024 am Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt.